Pelten und Kreuzblüten

Weniger häufig tritt in Griechenland ein aus Pelten und Kreissegmenten bestehendes Flächenmuster auf. Grundmotiv dieses Rapports ist ein rosettenartiges Ornament, das aus vier sich überschneidenden Kreisen gebildet ist. Auch hier orientierten sich die Mosaizisten an einem Raster von quadratisch angeordneten Punkten (Abb. 35).


Flächenmuster aus Pelten und Kreissegmenten

Es besteht somit ein grundsätzlicher Unterschied zu den Rosettenformen in Pompeji und Herculaneum, die von einem dreieckigen Schema abgeleitet sind und aus sieben Kreisen konstruiert werden. Eine sechsblättrige Blüte (sog. „compass-drawn-rosette“) ist dort von sechs Pelten umgeben (Abb. 36).


compass-drawn-rosette

Die Rosetten auf kaiserzeitlichen Mosaiken in Griechenland sind hingegen aus einer Kreuzblüte und vier Pelten gebildet. Zwischen den aneinandergereihten Rosetten enstehen herzförmige oder viereckige Felder mit konkav eingezogenen Seiten (Abb. 37). Schlichte geometrische Formen ohne extravaganten Zierat werden bei diesen Mustern bevorzugt. Nur bei zwei Beispielen ist der Apex der Pelten mit einem kleinen Kreuz versehen.


Rosette aus einer Kreuzblüte und vier Pelten

Die Kombination von Pelten und Kreuzblüten setzt sich in Griechenland erst in spätantiker Zeit durch. Von neun Pavimenten sind sieben mit größter Wahrscheinlichkeit in frühchristliche Zeit zu datieren. Ins 3. Jh.n.Chr. gehören vermutlich nur zwei Mosaiken in Patras und Thasos.

Das Muster tritt äußerst selten in großflächigen Teppichen oder in rahmenden Zonen auf. Nur in Gortyn schmückt es die breite Bordüre eines Mosaikbodens. Meistens ist es auf einen relativ kleinen Abschnitt des Bodens beschränkt und angrenzenden Flächenmustern gleich- oder untergeordnet.

Auf einem spätantiken Rautensternmosaik in Thessaloniki tritt es als Füllung eines quadratischen Feldes auf.

In vier Fällen wurde das Muster in Schwarzweißtechnik wiedergegeben.

Für ein Mosaik in Patras wurde anscheinend noch eine weitere Farbe (vermutlich Rot) verwendet. Der publizierten Zeichnung zufolge liegen sich jeweils zwei verschiedenfarbige Pelten gegenüber. Zwischen den Rosetten befinden sich Peltenpaare, die an ihrer konvexen Seite aneinanderstoßen.

Nach dem gleichen Prinzip ist das Paviment in Gortyn aufgebaut. Hier kontrastieren schwarze Pelten mit hellen Kreuzblüten, die dunkel umrandet sind.

In Nikopolis waren nur noch Fragmente des Peltenmusters erhalten. Das Mosaik wurde von einem wenig talentierten Handwerker verlegt, der offensichtlich Zirkel und Schablonen nur nachlässig einsetzte. Pelten und Kreuzblüten weisen ungleichmäßige Formen auf, wodurch ungewollte Lücken oder Überschneidungen entstehen. Trotz des schlechten Erhaltungszustandes und der mangelhaften Qualität des Paviments, lässt sich der Aufbau des Musters rekonstruieren. Im Gegensatz zu den Mosaiken aus Gortyn und Patras waren hier anscheinend zwischen den Rosetten Kreuzblüten angegeben.

Es finden sich auch Rapportmuster aus Kreuzblüten und Pelten, die keine vollständigen vierblättrigen Rosetten bilden (Abb. 38). In zwei Fällen werden die Kreuzblüten nur an drei Seiten von Pelten gerahmt. Auf einem Mosaik in Thessaloniki wechseln sich Kreuzblüten mit Rücken an Rücken gesetzten Peltenfiguren ab. Aus Platzmangel wurde auf einem Athener Mosaik die Kreuzblüte nur an drei Seiten von Pelten umschlossen.


Rapportmuster aus Kreuzblüten und Pelten

Zwei Mosaiken in Argos und Thessaloniki weisen bezüglich der Gestaltung ihres Peltenmusters einige Gemeinsamkeiten auf. Die Rosetten sind nicht wie bei den vorhergehenden Beispielen aus vier, sondern aus acht sich überschneidenden Kreisen gebildet (Abb. 39).


Rosetten aus acht sich überschneidenden Kreisen

In der Mitte befindet sich eine Kreuzblüte, deren Blattspitzen an den Mittelpunkt der Kreise reichen und dort unmittelbar in die rahmenden Pelten übergehen. Die Pelten haben lang heruntergezogene Endigungen, die miteinander verbunden sind (Abb. 40).


Raster für Rosette aus Kreuzblüten und Pelten

In beiden Fällen sind Kreuzblüten und Pelten weiß belassen, während die herzförmigen Felder farbig gefüllt sind. In Thessaloniki liegen sich jeweils zwei rote und zwei blaue „Herzen“ gegenüber. In jeder zweiten Rosette befindet sich statt einer Kreuzblüte ein größerer Flechtbandknoten, der von vier weißen Pelten umgeben ist. Die Rosetten sind von dunklen Konturlinien eingefasst, wodurch der Aufbau des Rapports an Klarheit gewinnt. Die viereckigen Felder schmücken kleine Quadrate mit abgetrepptem Rand („diamonds“).

Das Mosaik in Argos ist sehr ähnlich aufgebaut. Bei diesem Beispiel wird das Muster allerdings nicht durch weitere Motive bereichert. Jede Rosette besteht aus einer Kreuzblüte und vier Pelten. In den viereckigen Feldern sind kleine Rosetten mit V-förmigen Blättern angegeben. Die Pelten scheinen noch etwas bauchiger als in Thessaloniki zu sein.


Polychrome Rosette aus Kreuzblüten und Pelten

In Griechenland tritt möglicherweise auch ein Muster aus übereinander geschichteten Pelten und Kreuzblüten auf. Ein kleines Mosaikfragment in Thasos gibt drei sich berührende Pelten und Lanzettblätter wieder, die offenbar kein rosettenartiges Ornament bilden.

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