Anmerkungen

Die Untersuchung zum Motiv der Pelta auf Mosaiken in Griechenland ist meiner Dissertation von 1994 entnommen*. Unterstützt wurde ich bei meiner Analyse von dem Mathematiker und Germanisten Heinrich Siemens und dem Sprachwissenschaftler Yannis Kakridis.

Als Klassische Archäologin habe ich mich dem Ornament der Pelta sowie den daraus abgeleiteten geometrischen Mustern durch Sammeln, Katalogisieren, Beschreiben und Vergleichen möglichst vieler Beispiele angenähert. Bei einigen Beschreibungen bin ich (vielleicht auch zu) sehr ins Detail gegangen, um jede Besonderheit zu erfassen. Jetzt, nach über 20 Jahren, würde ich die Analyse der Peltenmuster vermutlich anders angehen und mich mehr auf die Abhängigkeit der Mosaizisten von den damaligen Mathematikkenntnissen konzentrieren. In diesem Forschungsbereich ist in den vergangenen Jahren viel passiert (s. Wikipedia-Artikel zu wallpaper group, plane symmetry group bzw. plane crystallographic group; pattern in islamic art, islamic geometric design) und es gibt Auswertungen von Mathematikern, die auch für Archäologen interessant sein könnten (z.B. Tiling – Wolfram Demonstrations Project; Untersuchung zu Kreisteilen). Falls es die Zeit zulässt, werde ich mich in einer späteren Studie mit diesem Thema befassen. Dabei sollte dann auch auf die psychologische Wirkung von geometrischen Mustern, Rastern und rhythmisierten Motivabfolgen eingegangen werden.

*Alexandra Kankeleit, Kaiserzeitliche Mosaiken in Griechenland (Dissertation Bonn, 1994) Bd. I S. 197-228. Genaue Literaturangaben zu den hier erwähnten Mosaiken finden sich im Katalog Bd. II.

Darstellungen von Pelta-Schilden auf Mosaiken

In Pompeji: Casa di M. Caesius Blandus, Schwellenmosaik vor dem Tablinum (VII 1,40).
In Elis: N. Yalouris, Mosaiken eines spätrömi­schen Gebäudes im antiken Elis, in: KOTINOS, Festschrift E. Simon (1992) 426ff. Farbtaf. 1,2. Taf. 91,5.92,2.
In Antiochia: Levi Taf. 123,1 („House of the Amazonomachy“).

Übereinstimmende Form von Schild und Ornament konnte bisher nur auf einem spätantiken Mosaik in Rumänien nachgewiesen werden: M. Koromila, Archaiologia 40, August-September 1991, 27 mit Abb.; Dies., The Greeks in the Black Sea from the Bronze Age to the Early Twentieth Century (1991) 105 mit Abb. (Mosaik aus Konstanza an der Schwarzmeerkü­ste; vermutlich 4. Jh.n.Chr.); evtl. auch auf einem Mosaik in Patras, s. ARepLond 1976-77, 35 Abb. 61 (zwei Pelten zu Seiten einer Doppelaxt im Zwickel einer Schildkomposition).
Auf Mosaiken außerhalb Griechenlands treten „Pelten mit Ösen“ auf, die vielleicht an „Oscilla in Peltenform“ erinnern sollen; vgl. Donderer, Chronologie 71.

Allgemein zum Pelta-Schild

St. Bittner, Tracht und Bewaffnung des persischen Heers zur Zeit der Achaimeniden (1985) Taf. 6.28;
F. Lissarague, L´autre Guerrier. Archers, Peltastes, Cavaliers de l´Imagerie antique (1990) 151ff. Abb. 85ff.;
Pompei 1748-1980. I tempi della documen­tazione, Catalogo dell mostra (1981) 39;
N. und M. Janon – M. Kilmer, in: Spectacula-II. Le Théatre antique et ses spectacles. Kolloquium Lattes 27.-30.4.1989 (1992) 158f. Abb. 7.9.10 (kämpfende Amazonen mit Pelta);
PPM II 612 Abb. 19; PPM III 127f. (gemalte Pelten); G. Bauchhenß, Germania inferior, Bonn und Umgebung. Militärische Grabdenkmäler. Corpus signorum Imperii Romani, Deutschland III 1 (1978) 22ff. Nr. 2 Taf. 7 (Pelta auf Grabmal im Bonner Landesmuseum);
PPM III 580; O.W. Vacano, RM 67, 1960, 73f. Taf. 24,1; J.-N. Andrikopoulou-Strack, Grabbauten des 1. Jhs.n.Chr. im Rhein­gebiet (1986) 101 Anm. 403 (zur Pelta auf Waffenfriesen);
M.I. Rostovtzeff u.a. (Hrsg.), Excavations at Dura-Europos. Preliminary report of the ninth season of work 1935-1936 (1944) 187ff. Taf. 23,1;
E.J. Dwyer, Pompeian Oscilla Collections, RM 88, 1981, 247ff.;
J. Corswandt, Oscilla. Untersuchungen zu einer römischen Reliefgattung (1982) Taf. 35, 1-4.36-41 (zu peltaförmigen Oscilla).

Zu Darstellungen der Pelta als Ornament in anderen Kunstgattungen

B. Andreae u.a., Princeps Urbium cultura e vita sociale dell´ Italie romana (1991) Abb. 358 (Grab in Ostia mit einem Fries aus Peltenpaaren);
D. Baatz – F.-R. Herrmann (Hrsg.), Die Römer in Hessen (1989) 203 Abb. 138 (Peltenornament in der Wandmalerei);
O. Falke, Kunstgeschichte der Seidenweberei (1936) Abb. 11 (Seidenstoff aus Antinoe).

Zur Wahrnehmung von Ornamenten

Der Betrachter nimmt zunächst die Extremitäten und erst in einem zweiten Schritt die Innenfläche einer Figur wahr; vgl. J. Hoffmann, Die Welt der Begriffe (1986) 110.

Schwarze Pelten auf weißem Grund

treten erstmalig in Pompeji und Herculaneum auf:
Pernice Taf. 25,2 (Casa dei gladiatori, V 5,3).45,1 (Casa dell´ Orso, VII 2,45);
Blake (1930) Taf. 39,1 (Casa di Arianna, VII 4,31);
W. Ehrhardt, Casa dell´ Orso (VII 2,44-46). Häuser in Pompeji II (1988) Abb. 47.245; PPM I 557 (I 7,2.3).

Früheste Beispiele von weißen Pelten auf schwarzem Grund

finden sich in den Vesuvstädten:
Blake (1930) Taf. 32,1 (Casa di Meleagro, VI 9,2). 33,2 (VIII 5,16.38).36,3 (VI 15,5).

Früheste Beispiele von ausgesparten Pelten

stammen aus Pompeji.
In Opus tessellatum: D. Michel, Casa dei Cei (I 6,15). Häuser in Pompeji III (1990) Abb. 181;
PPM I 439 (I 6,15); PPM II 51 (I 9,5); PPM III 583;
Blake (1930) Taf. 28,2;
Pernice Taf. 44,4 (Casa di L. Caeci­lius Iucun­dus, V 1,26).
In Opus signinum:
Blake (1930) Taf. 5,4; Pernice Taf. 46,4 (VIII 2,13); PPM II 408 (I 10,7).488 (I 10,10).

Farbig gefüllte Pelten

treten in den Kladeosthermen von Olympia bereits Anfang des 2. Jhs.n.Chr. auf.
In anderen Provinzen lassen sie sich offenbar erst seit dem 3. Jh. nachweisen;
s. Gonzenbach 66. 269; Jobst, Salzburg 114 mit Anm. 413.

Quadratisches Raster der Kreismittelpunkte

Dieses Raster wird in der Fachsprache als Schoenflies-Notation P2 bezeichnet.
Anders verhält es sich mit einigen Mustern, die in Pompeji auftreten. Für die sog. hellenistische Rosette wurde ein dreieckiges Schema (Schoenflies-Notation P3) angewandt.
Zu den mathematischen Begriffen vgl. Encyclopedic Dictionary of Mathematics I (1980) 316f. mit Literaturangaben;
B. Grünbaum – G.C. Shephard, Tilings and Patterns (1987); L. Balke, Diskontinuierliche Gruppen als Automorphismengruppen von Pflasterungen (1990).
Zu regelmäßigen Flächenmustern: H. Weitzel, Kristallographische Symmetrien in der bildenden Kunst, in: Symmetrie in Kunst, Natur und Wissenschaft. Mathildenhöhe Darmstadt, 1. Juni bis 24. August 1986 Bd. I (1986) 420ff. Anm. 4.35 (mit weiterführender Literatur) Abb. 13.14; ebd. Bd. III 124ff. Abb. 1.9.

Zum Kreuzblütenrapport

s. Salies 14ff. (Kreissystem II);
Früheste Beispiele des Kreuzblütenmusters auf Mosaiken finden sich in Pompeji: Blake (1930) Taf. 23,1 (VII 7,5); PPM III 125 (II 3,3) mit schwarzen Kreuzblüten. Blake (1930) Taf. 24,4 (VIII 2,1); PPM III 754f. (V 2,i) mit weißen Kreuzblüten.

Viererpelten

lassen sich ebenfalls erstmalig in Pompeji auf Mosaiken nachweisen:
Blake (1930) 104 Taf. 32,1 (VI 9,2).
Zu Viererpelten s. auch Gonzenbach 269.284; Donderer, Chronolo­gie 141 mit Anm. 1307; 219.

Rosetten

Ein Rapport aus sechsblättrigen Rosetten findet sich auf mehreren Schwarzweißmosaiken in Pompeji;
z.B. Pernice Taf. 28,1.­ 33,4; Blake (1930) Taf. 22,3-4.
In der Casa dei Gladiatori ist eine sechs­blättrige Rosette sogar in die Wand geritzt: PPM III 1091. Dieses Zirkelmuster liegt der sog. hellenistischen Rosette zu Grunde, die ebenfalls öfters in Pompeji auftritt: Pernice Taf. 19,2.20,3; PPM I 241.274ff. (Casa del Criptoportico, I 6,2);
Pernice Taf. 24,4; PPM III 1079ff. (Casa dei Gladiatori, V 5,3);
Pernice Taf. 20,5 (Domus M. Caesi Blandi VII 1,40);
Blake (1930) Taf. 22,1 (Casa dei capitelli figurati, VII 4,57);
Blake (1930) Taf. 23,1 (Casa di Trittolemo, VII 7,5); Pernice Taf. 27,6 (VII 15,2).

Von den kaiserzeitlichen Rosetten in der Casa del atrio a mosaico (Herculaneum) und in der Insula occidentalis (Pompeji) sind mir keine publizierten Abbildungen bekannt.

Die Auffassung von Donderer, Chronologie 127, dass die Pelten der hellenistischen Rosetten auf ein gänzlich anderes Motiv als die Pelten der kaiserzeitlichen Rapportmuster zurückzuführen sind, bedarf einer eingehenden Prüfung.
Auch in Pompeji sind die Pelten aus drei Halbkreisen gebildet und unterscheiden sich von späteren Formen lediglich durch ihre langgezogene Mittelendigung, die möglicherweise mit der dreieckigen Form der Felder, in die sie eingeschrieben sind, zusammenhängt.

Peltenwirbel

Parlasca 132f.; Gonzenbach 156f.269; Don­derer, Chronologie 49.112; La Mosaique Romaine Taf. 57,g.

Parlasca 132 hält die Bezeichnung „Peltenkreuzornament“ für treffender, da keine „Bewegungstendenz“ abzulesen sei. Meines Erachtens wird jedoch durch die Krümmung der „frei schwebenden“ Endigungen eine Rotation angedeutet.

In den konkaven Vierecken befinden sich öfters kleine Füllmotive: Quadrate mit abgetrepptem Rand, Rosetten oder Kreuze.

Normalerweise sind die Peltenwirbel nicht miteinander verbunden. Nur auf einem Mosaik in Nikopolis wurden sie durch schwarze Tessellae zwischen den Peltenrücken und den seitlichen Einrollungen miteinander verkettet.

Auf einem Mosaik in Melos berühren sich einige Pelten an ihrer äußeren Rundung, doch könnte es sich hier um einen Fehler des Zeichners handeln.

Das Ornament tritt relativ häufig in rahmenden Zonen auf. Auf einem großen Mosaik in Sparta befinden sich in zwei Eckfeldern der äußeren Bordüre jeweils vier Peltenwirbel.

Der äußere Fries zweier Mosaiken aus Melos und Nikopolis und die länglichen Randstreifen eines Bodens aus Kastelli Kisamou sind ebenfalls mit Peltenwirbeln geschmückt.

Auf Mosaiken von Melos und Kastelli Kisamou wurde nur eine Reihe von Peltenwirbeln verlegt. In Nikopolis wurde sie dem barocken Charakter des Mosaiks entsprechend verdoppelt.

Auf einem Mosaik in Athen wurden in einem länglichen Feld acht mal vier Reihen von Peltenwirbeln verlegt.

Ein weiteres Mosaik aus Athen konnte nicht vollständig ausgegraben werden, doch scheinen hier mindestens fünf mal drei Wirbelreihen das Feld zu füllen.

Die Pelten sind in der Regel schwarz gefüllt und kontrastieren zu dem Salomonsknoten, der durch rote und gelbe Steinchenreihen farblich hervorgehoben ist.

Auch bei diesem Muster wurde nur selten von der klassischen Peltenform abgewichen. Bei dem Beispiel aus Sparta befindet sich auf den schwarzgrundigen Pelten ein kleiner heller Punkt. Auf drei spätantik anmutenden Pavimenten weisen die Pelten spiralförmig eingedrehte Endigungen auf.

Ornamente aus zwei Pelten

In Pompeji werden Rücken an Rücken gesetzte Pelten häufiger in länglichen Feldern aneinandergereiht.
In Schwarz: Pernice Taf. 25,2 (Casa dei Gladiatori, V 5,3);
Blake (1930) Taf. 27,2 (VIII 3,8).31,3 (VI 19,20).33,3 (Casa del Centenario, IX 8,6); PPM II 15 (I 9,5); PPM III 983 (V 4,a).
In Weiß: Pompei 1748-1980. I tempi della documentazio­ne, Catalogo dell mostra (1981) 178 Abb. 41 (Casa di Fabio Rufo); PPM III 770 (V 2,1).

Kleine quadratische Felder mit einzelnen Peltenpaaren treten hingegen relativ selten auf.
In Schwarz: Blake (1930) Taf. 30,4 (Casa del Camillo, VII 12,23).
In Weiß: Blake (1930) Taf. 36,3 (VI 15,5).

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